Was ist eigentlich Kapitalismus?
Datum: Montag, dem 06. Juli 2015
Thema: News-Central Infos


nachdenkseiten.de: Rezension - Ulrike Herrmann, „Der Sieg des Kapitals“
Das Buch ist, anders als sein Titel vermuten lässt, keine Kapitalismuskritik, sondern es will erklären, was Kapitalismus eigentlich ist, wie er entstanden ist und wie er funktioniert. Anders als im angelsächsischen Sprachraum wird der Begriff „Kapitalismus“ bei uns nicht gerne in den Mund genommen man spricht lieber von „Marktwirtschaft“ das klinge „kuscheliger“. Märkte gab es schon immer in der Menschheitsgeschichte und seit Menschengedenken wurde schwunghafter Handel betrieben. Auch eine Geldwirtschaft existierte schon in der Antike, es gab Banken, schon die Bibel und der Koran beschäftigten sich mit Zinsen. Und vor allem, es gab auch schon immer Wettbewerb zwischen den Völkern und Kontinenten. „Der Begriff Kapitalismus hat den Vorteil, dass er präzise beschreibt, was die heutige Wirtschaftsform auszeichnet: Es geht um den Einsatz von Kapital mit dem Ziel, hinterher noch mehr Kapital zu besitzen, also einen Gewinn zu erzielen. Es handelt sich um einen Prozess, der exponentielles Wachstum erzeugt.“ (S.9)
Warum nahm vom ärmsten Teil Englands aus eine Wirtschaftsform ihren Ausgangspunkt die als Kapitalismus ihren Siegeszug nahezu über den gesamten Globus fortsetzte. Dass zum ersten Mal in der Geschichte Maschinen – also investiertes Geld – menschliche Arbeitskraft ersetzte das ist für Ulrike Herrmann das Startsignal für die industrielle Revolution. Doch was war die Triebkraft Arbeit durch Kapital (also durch Technik) zu ersetzen?
Es waren die relativ – also etwa gegenüber der indischen Konkurrenz – hohen Löhne der Textilarbeiter im ländlichen Nordwesten Englands. Der Lohn wurde also zur Peitsche für den technischen und industriellen Fortschritt – und das gilt bis heute.
Ulrike Herrmann schildert anschaulich, wie es nahezu sämtliche anderen Elemente des Kapitalismus, also angefangen vom Reichtum, Gewinnstreben, über Geld, Kredite, Zins, Ausbeutung, Wettbewerb oder etwa auch technisches Wissen historisch schon gab, ohne dass ein dauerhaftes Wachstum entstanden wäre. In früheren Epochen habe es jedoch keinen Zwang gegeben, in technische Verbesserungen zu „investieren“ und Wachstum zu generieren. Erst die Steigerung des allgemeinen Wohlstandes durch höhere Löhne machte die Ersetzung von Arbeitskraft durch Technik „rentabel“. Und reales Wachstum könne es eben nur durch technischen Fortschritt geben und ohne technischen Fortschritt sei der Kapitalismus am Ende. (S. 83)
Kommentar:
Seit die Menschen begannen durch den Einsatz von Werkzeugen in nur durch Arbeitsteilung möglichen Produktionsprozessen immer bessere Gebrauchswerte zur immer besseren Befriedigung ihrer Bedürfnisse herzustellen gibt es ein stetiges Wachstum der Produktivkräfte. Dazu ist gleichwertiger Austausch von Waren und Leistungen notwendig, der auch schon historisch längst durch Geld vermittelt wird, also gleicher Lohn für gleiche Arbeitsleistung. Der Lohn ist der Preis der Ware Arbeitskraft, mit dem die Lohnabhängigen sowohl den für sie als auch für die Kapitalakkumulation notwendigen Austausch von Waren und Leistungen tätigen können und müssen.
Mittels der wissenschaftlich-technischen Revolution gab und gibt es enorme Sprünge in der Höherentwicklung der Produktivkräfte. Die erweitere Reproduktion und damit das Wirtschaftswachstum ist für die kapitalistische Produktionsweise eine zwingende Notwendigkeit. Erstens zwingt der Konkurrenzkampf zu immer kostengünstigerem, rationellerem Produzieren. Zweitens hängt die Realisierung immer höherer Profitraten von der Eroberung immer neuer Märkte und Einflusssphären ab, das Profitstreben treibt das Kapital zur Globalisierung. Und drittens schließlich ist der Trieb zur schrankenlosen Ausdehnung der Produktion untrennbar mit dem Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate verbunden. Dieser Fall ergibt sich infolge der Produktivkraftentwicklung, insbesondere durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt. Dadurch wird Kapital immer mehr in Form von Anlagen, Maschinen, Technik und so weiter aufgewandt, also Produktionsmitteln, die das durch ihren Einsatz Überproduzierte im Gegensatz zur menschlichen Arbeitskraft nicht zum Zweck der Konsumtion und der eigenen Regeneration, mit anderen Produkten und Arbeitsleistungen austauschen müssen. Oder anders gesagt, es wird Gebrauchswert produziert, der nicht in diesem Umfang gebraucht wird und deshalb keinen Tauschwert hat. Es wird demnach so nicht genug Mehrwert zur Akkumulation realisiert, da Mehrwert nur das Ergebnis von lebendiger und nicht von vergegenständlichter Arbeit sein kann.
Die für die kapitalistische Produktionsweise existenziell notwendige, erweiterte Reproduktion des Produktionsprozesses kann nur durch den Einsatz von Mehrwert für die Kapitalakkumulation realisiert werden. Da durch das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate tendenziell zu wenig Mehrwert generiert wird, müssen sich kapitalistische Betriebswirtschaften geldwertes Kapital durch Kredite oder Börsenspekulation beschaffen. So wird die reine Profitmaximierung oder das reine finanzwirtschaftliche Kalkül als das alles beherrschende Handlungsziel wirksam.
Frank Nöthlich www.briefe-zum-mensch-sein.de frank.noethlich@me.com
(Weitere interessante Casting / Contest News, Infos & Tipps gibt es hier.)

Zitiert aus der Veröffentlichung des Autors >> Ferry http://www.freie-pressemitteilungen.de. Haftungsausschluss: Freie-PresseMitteilungen.de / dieses News-Portal distanzieren sich von dem Inhalt der News / Pressemitteilung und machen sich den Inhalt nicht zu eigen!


nachdenkseiten.de: Rezension - Ulrike Herrmann, „Der Sieg des Kapitals“
Das Buch ist, anders als sein Titel vermuten lässt, keine Kapitalismuskritik, sondern es will erklären, was Kapitalismus eigentlich ist, wie er entstanden ist und wie er funktioniert. Anders als im angelsächsischen Sprachraum wird der Begriff „Kapitalismus“ bei uns nicht gerne in den Mund genommen man spricht lieber von „Marktwirtschaft“ das klinge „kuscheliger“. Märkte gab es schon immer in der Menschheitsgeschichte und seit Menschengedenken wurde schwunghafter Handel betrieben. Auch eine Geldwirtschaft existierte schon in der Antike, es gab Banken, schon die Bibel und der Koran beschäftigten sich mit Zinsen. Und vor allem, es gab auch schon immer Wettbewerb zwischen den Völkern und Kontinenten. „Der Begriff Kapitalismus hat den Vorteil, dass er präzise beschreibt, was die heutige Wirtschaftsform auszeichnet: Es geht um den Einsatz von Kapital mit dem Ziel, hinterher noch mehr Kapital zu besitzen, also einen Gewinn zu erzielen. Es handelt sich um einen Prozess, der exponentielles Wachstum erzeugt.“ (S.9)
Warum nahm vom ärmsten Teil Englands aus eine Wirtschaftsform ihren Ausgangspunkt die als Kapitalismus ihren Siegeszug nahezu über den gesamten Globus fortsetzte. Dass zum ersten Mal in der Geschichte Maschinen – also investiertes Geld – menschliche Arbeitskraft ersetzte das ist für Ulrike Herrmann das Startsignal für die industrielle Revolution. Doch was war die Triebkraft Arbeit durch Kapital (also durch Technik) zu ersetzen?
Es waren die relativ – also etwa gegenüber der indischen Konkurrenz – hohen Löhne der Textilarbeiter im ländlichen Nordwesten Englands. Der Lohn wurde also zur Peitsche für den technischen und industriellen Fortschritt – und das gilt bis heute.
Ulrike Herrmann schildert anschaulich, wie es nahezu sämtliche anderen Elemente des Kapitalismus, also angefangen vom Reichtum, Gewinnstreben, über Geld, Kredite, Zins, Ausbeutung, Wettbewerb oder etwa auch technisches Wissen historisch schon gab, ohne dass ein dauerhaftes Wachstum entstanden wäre. In früheren Epochen habe es jedoch keinen Zwang gegeben, in technische Verbesserungen zu „investieren“ und Wachstum zu generieren. Erst die Steigerung des allgemeinen Wohlstandes durch höhere Löhne machte die Ersetzung von Arbeitskraft durch Technik „rentabel“. Und reales Wachstum könne es eben nur durch technischen Fortschritt geben und ohne technischen Fortschritt sei der Kapitalismus am Ende. (S. 83)
Kommentar:
Seit die Menschen begannen durch den Einsatz von Werkzeugen in nur durch Arbeitsteilung möglichen Produktionsprozessen immer bessere Gebrauchswerte zur immer besseren Befriedigung ihrer Bedürfnisse herzustellen gibt es ein stetiges Wachstum der Produktivkräfte. Dazu ist gleichwertiger Austausch von Waren und Leistungen notwendig, der auch schon historisch längst durch Geld vermittelt wird, also gleicher Lohn für gleiche Arbeitsleistung. Der Lohn ist der Preis der Ware Arbeitskraft, mit dem die Lohnabhängigen sowohl den für sie als auch für die Kapitalakkumulation notwendigen Austausch von Waren und Leistungen tätigen können und müssen.
Mittels der wissenschaftlich-technischen Revolution gab und gibt es enorme Sprünge in der Höherentwicklung der Produktivkräfte. Die erweitere Reproduktion und damit das Wirtschaftswachstum ist für die kapitalistische Produktionsweise eine zwingende Notwendigkeit. Erstens zwingt der Konkurrenzkampf zu immer kostengünstigerem, rationellerem Produzieren. Zweitens hängt die Realisierung immer höherer Profitraten von der Eroberung immer neuer Märkte und Einflusssphären ab, das Profitstreben treibt das Kapital zur Globalisierung. Und drittens schließlich ist der Trieb zur schrankenlosen Ausdehnung der Produktion untrennbar mit dem Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate verbunden. Dieser Fall ergibt sich infolge der Produktivkraftentwicklung, insbesondere durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt. Dadurch wird Kapital immer mehr in Form von Anlagen, Maschinen, Technik und so weiter aufgewandt, also Produktionsmitteln, die das durch ihren Einsatz Überproduzierte im Gegensatz zur menschlichen Arbeitskraft nicht zum Zweck der Konsumtion und der eigenen Regeneration, mit anderen Produkten und Arbeitsleistungen austauschen müssen. Oder anders gesagt, es wird Gebrauchswert produziert, der nicht in diesem Umfang gebraucht wird und deshalb keinen Tauschwert hat. Es wird demnach so nicht genug Mehrwert zur Akkumulation realisiert, da Mehrwert nur das Ergebnis von lebendiger und nicht von vergegenständlichter Arbeit sein kann.
Die für die kapitalistische Produktionsweise existenziell notwendige, erweiterte Reproduktion des Produktionsprozesses kann nur durch den Einsatz von Mehrwert für die Kapitalakkumulation realisiert werden. Da durch das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate tendenziell zu wenig Mehrwert generiert wird, müssen sich kapitalistische Betriebswirtschaften geldwertes Kapital durch Kredite oder Börsenspekulation beschaffen. So wird die reine Profitmaximierung oder das reine finanzwirtschaftliche Kalkül als das alles beherrschende Handlungsziel wirksam.
Frank Nöthlich www.briefe-zum-mensch-sein.de frank.noethlich@me.com
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